Pila­tes Con­ven­ti­on 2022 — Bei die­sem Auf­trag hät­ten wir Kilo­me­ter­geld ver­ein­ba­ren sollen

Mit der Anfra­ge des Deut­schen Pila­tes Ver­ban­des kün­dig­te sich ein anspruchs­vol­les  Pro­jekt an: Vier Kon­fe­renz­räu­me mit je einer fest­in­stal­lier­ten Kame­ra inklu­si­ve Mikro­fon aus­stat­ten, anschlie­ßend vier Video­si­gna­le live und par­al­lel auf eine pass­wort­ge­schüt­ze Web­site des Ver­ban­des über­tra­gen, dazu je Kanal Ein­blen­dun­gen von Charts und Wer­be­vi­de­os zu indi­vi­du­el­len Zeitpunkten.

Begin­nen wir mit den „ein­fa­chen“ Din­gen: Inter­net mit aus­rei­chen­der Band­brei­te — vier Streams in HD-Qua­li­tät benö­ti­gen je min­des­tens 5–7 Mbits — konn­te hotel­sei­tig lei­der nicht gestellt wer­den. Der Blick auf die Voda­fone-Netz­kar­te sorg­te für Ent­span­nung, denn auf die­ser war eine Ver­füg­bar­keit von 5G kar­tiert. Wie sich spä­ter her­aus­stell­te, stand der Funk­mast in Sicht­wei­te zum Hotel und unser, mit zwei exter­nen Anten­nen aus­ge­stat­te­ter Funk­rou­ter, tat sei­nen Dienst zuverlässig.

Der nächs­te Check-Point gestal­te­te sich ein wenig knif­fe­li­ger: Die Kon­fe­renz­räu­me waren zwar paar­wei­se ange­ord­net, aber mit ein wenig Distanz zuein­an­der. Laut Raum­plan lagen knapp 60 Meter zwi­schen ihnen, dazu auf dem ers­ten Drit­tel eines ver­win­kel­ten Weges ein Trep­pen­haus und auf dem zwei­ten Drit­tel eine Brand­schutz­tür, die auf jeden Fall durch nichts zu behin­dern war. 

Funk­si­gna­le für Bild und Ton über 60 Meter zu schi­cken funk­tio­niert auf gera­der Stre­cke pro­blem­los. Hier aber aus­sichts­los. So haben wir 200 Meter HDMI-Glas­fa­ser­ka­bel für das Bild und 200 Meter XLR-Kabel für den Ton durch die Gän­ge gezo­gen und auf der Mit­te des Weges durch geeig­ne­te Split­ter und Steck­ver­bin­dun­gen unter­bro­chen. Damit war gewähr­leis­tet, dass wir nachts und im Fal­le des Fal­les, die Brand­schutz­tür hat­ten wir tags­über immer im Blick, die Stre­cken frei­räu­men konn­ten. Allein zwei Kon­fe­renz­räu­me, die in unmit­tel­ba­rer Nähe zum Regie­raum lagen, konn­ten via Funk mit dem Ton­pult ver­bun­den wer­den. Aber auch hier wur­de das Kame­ra­si­gnal per HDMI übertragen.

Soweit, so gut. Die Signal­we­ge ste­hen, über­tra­gen ver­läss­lich und müs­sen „nur“ noch gestreamt wer­den. Dazu hät­te tat­säch­lich nur unse­re Pearl‑2 aus­ge­reicht. Die­ser viel­sei­ti­ge und robus­te Enco­der kann meh­re­re Video­feeds gleich­zei­tig an unter­schied­li­che Platt­for­men strea­men und par­al­lel auf­neh­men. 

Da der Zeit­plan aber ver­schie­de­ne Vor­trags- und Übungs­ses­si­ons vor­sah, in den Pau­sen Vide­os von Wer­be­kun­den ein­ge­spielt und zu Beginn jeder Ses­si­on Cover mit Titeln ange­zeigt wer­den soll­ten, haben wir die Regie von Beginn an umfang­reich aus­ge­stat­tet. Dazu gehör­ten zwei zusätz­li­che Schalt­pul­te, ein Video­play­er sowie ein PC zur Kon­trol­le der vier par­al­lel lau­fen­den Streams. Mit einem wei­te­ren Steu­er­pult wur­den die Bild­si­gna­le der Kame­ras, die Wer­be­vi­de­os und die Cover der ein­zel­nen Ses­si­ons in jedem der viel Kanä­le indi­vi­du­ell geschaltet.

Als Video­platt­form haben wir auf das Ange­bot von Vimeo gesetzt. Im Unter­schied zu You­Tube konn­ten wir so die vier Streams ohne stö­ren­de Zusatz­in­for­ma­tio­nen per iframe-Code in die Web­site des Pila­tes Ver­ban­des ein­bin­den. Sobald die User ihr Pass­wort eige­ge­ben hat­ten, öff­ne­te sich die ent­spre­chen­de Unter­sei­te und gab den Blick auf alle vier Streams frei. Ein Klick auf den gewünsch­ten Stream öff­ne­te sodann das Video über den gesam­ten Moni­tor­be­reich. 

Und was war nun mit dem Kilometergeld?

Strea­ming­pro­jek­te die­ser Art sind ide­al für AV-over-IP, also die par­al­le­le Über­tra­gung von Bild und Ton über ein Netz­werk mit hoher Leis­tung. Gleich­zei­tig las­sen sich so auch Steu­er­si­gna­le aus der Regie an die Kame­ras zur Aus­rich­tung sen­den. Eine Lösung, die uns zu die­sem Zeit­punkt aller­dings noch nicht zur Ver­fü­gung stand. Also galt es mehr­fach am Tag die Stre­cke zwi­schen Regie und den vier Vor­trags­räu­men abzu­lau­fen. Einer­seits, um den Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten beim Anle­gen der Lava­lier­mi­kro­fo­ne behilf­lich zu sein sowie deren Akkus zu über­prü­fen, und ande­rer­seits, um die Kame­ras immer mal wie­der ein wenig nach­zu­jus­tie­ren, damit die mit­un­ter sehr beweg­li­chen Prot­ago­nis­tin­nen und Prot­ago­nis­ten immer im Bild waren.

Der gro­ße Auf­wand, ver­bun­den mit einem klei­nen Lauf­trai­ning, hat sich gelohnt. Im Ergeb­nis haben wir ohne Unter­bre­chung vier HD-Streams in bes­ter Bild- und Ton-Qua­li­tät über den Äther geschickt. Die par­al­lel ent­stan­de­nen Video­mit­schnit­te der Ses­si­ons wur­den im Anschluss an die Con­ven­ti­on als Video-on-Demand zur Ver­fü­gung gestellt.  

Nur an einer Her­aus­for­de­rung wären wir am Schluss fast geschei­tert: Die wirk­lich gro­ßen Prä­sent­kör­be, die Taro Katao­ka und ich als Zei­chen für die Zufrie­den­heit unse­rer Auf­trag­ge­be­rin­nen erhal­ten haben, pass­ten nur noch knapp in unse­ren Trans­por­ter. Der nächs­te wird defi­ni­tiv größer.